Berliner Patientin mit Implantatfreilegung

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Als Patient kann man sich das vermutlich gar nicht vorstellen, aber es gibt Behandlungssituationen, da hat der Behandler ein größeres Grummeln im Bauch, als der Patient.

Das kann u.a. damit zusammen hängen, dass dem Behandler bestimmte Folgewirkungen klarer sind, als dem betroffenen Patienten, wenn etwas nicht funktioniert, was besser funktionieren sollte.

So war es in diesem Fall, denn das Implantat 47 ist nicht beim ersten Anlauf angewachsen. Warum wusste zudem Niemand.

Die Erfahrung zeigt dann aber in diesen Fällen, dass das zumeist daran liegt, das sich in der Nähe ein Zahn mit einem chronisch entzündlichen Nerven aufhält, der NIEMALS Probleme macht.

Außer, dass er dafür sorgt, dass ein Implantat nicht einwächst.

Also wurde der Zahn 46 wurelkanalbehandelt.

Gleichzeitig eine Alternativstrategie entwickelt, sollte Implantat 47 auch beim zweiten Anlauf nicht einwachsen. Und genau diese Alternative hatte es in sich, weil Alternative zwei an dem Problem, dass hinter Zahn 46 nicht wirklich Knochen zum Implantieren da ist, nichts geändert hätte. Vermutlich der wenige Knochen, denn vor der Zweitimplantation noch da war, danach nicht mehr da gewesen wäre.

Wir hätten dann, nach umfangreichster Erwägung und Absprache mit der Patientin Zahn 45 und Zahn 46 entfernt, dort dann zwei Implantate inseriert und abschließend eine Freiendbrückenkonstruktion eingebracht.

Die hätte man prinzipiell auch auf Zahn 45 und Zahn 46 einbringen können, allerdings nur mit allergrößten Bauchschmerzen, denn die fachlichen Richtlinien lauten anders.

Selbst wenn diese Konstruktion vielleicht 10 Jahre gehalten hätte, hätten wir spätestens dann vor dem gleichen Problem gestanden, das Ganze nur eben in einem Alter der Patientin, in dem vielleicht nicht mehr das möglich gewesen wäre, was heute noch möglich ist.

Das ist ja einer der großen Denkfehler, der immer wieder gemacht wird.

In 10 Jahren sind viele Dinge eben einfach anders, als heute. Was heute noch geht, wird morgen nicht mehr funktionieren, weil der Körper altert, abbaut und Dinge verhindert, nur weil er älter und verbrauchter dasteht, als früher.

Ein Aspekt, der praktisch nie in den Entscheidungsphasen Berücksichtigung findet.

Es gibt kein Richtig und kein Falsch. Es bedarf häufig eines Abwägens und was heute falsch erscheint kann morgen richtig sein.

Häufig entscheidet über Sieg oder Niederlage im Munde des Patienten nicht der geschicktere Umgang mit dem Bohrer in der Hand, sondern die Fähigkeit über den richtigen Marschplan im Tornister zu verfügen.

Nun haben sich aber alle diese Alternativüberlegungen in Luft verflüchtigt, denn das Implantat 47 ist angewachsen.

Bei der Gelegenheit wird dann gleich der wurzelkanalbehandelte Zahn 46 wurzelverfüllt.

Nun stehen noch letzte Untersuchungen an, bevor die definitive funktionstherapeut5ische Rekonstruktion beginnen kann.

 

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