Ein schwieriges Jahr!
...und wenn man das anfügen darf, dann dürften die kommenden Jahre nicht leichter werden.
Woran liegt das?
Es ist wahrscheinlich gar nicht mehr möglich zu analysieren, was in unserem Leben alles abläuft, sich stetig verändert und das in aller Regel immer nur zum Negativen.
Gelegentlich versuchen wir darüber zu berichten, inzwischen erlahmt aber auch diese Bereitschaft immer mehr, weil sich immer mehr der Eindruck verdichtet, dass es sowieso nichts bringt über diese Dinge zu sprechen und zu schreiben.
Am Einfachsten beschreibt man die Situation mit dem Satz: "Die Leute werden immer verrückter!"
Gemeint sind natürlich nicht alle und es fühlen sich zudem am ehesten die angesprochen, die gar nicht gemeint sind.
Gemeint ist eine Horde, die sich durch das Leben bewegt, wie ein Elefant durch sprichwörtlich benannten Porzellanladen.
Alles ist käuflich, alles handelbar und alles scheint austauschbar zu sein.
Das, was die Mitarbeiterinnen hier jeden Tag am Telefon mit vermeintlichen CMD Patienten erleben, das präsentieren wir Ihnen hier gar nicht erst.
Jedenfalls glauben diese Leute das.
Allein der Glaube, man wolle in eine Spezialpraxis gehen und dort Spezialkenntnisse in Anspruch nehmen und das müsse dann jemand anderes bezahlen ist krank. Genauso krank, wie diese angesprochene Klientel ist, die dann monologartig erklärt was sie alles haben und was man alles tun müsse, um ihnen zu helfen. Natürlich hilft denen Niemand, denn erstens ist es schwer Jemanden zu finden, der das Gebiet beherrscht und zweitens wird der seine Spezialkenntnisse kaum umsonst darbieten und schon gar nicht das tun, was besagte Patienten meinen ihnen allein helfen könne.
Prinzipiell hat sich in jahrelanger Erfahrung folgendes heraus kristallisiert: Je mehr der Patient redet, desto weniger kann man ihm helfen! Je mehr der Patient meint, nur er wisse, was ihm helfen könne, desto eher sollte man die Hände von dem Fall lassen.
Diese Patienten glauben, nein sie möchten glauben, dass die ganzen Halbwahrheiten, mit denen wir alle jeden Tag von früh bis spät beschallt werden, stimmen müssen, denn nur so kann es sein, dass man selbst zwar nicht viel einbringt, aber ganz viel heraus holen möchte.
Jedenfalls glauben diese Leute das.
In unserer Gesellschaft gelten nicht mehr die Menschen etwas, die etwas Konkretes leisten, sei es die Krankenschwester, der selbständige Friseur oder auch der Arzt in seiner kleinen Praxis, sondern es werden die gefeiert, die es am Besten hinbekommen, andere für sich und ihre Ziele einzuspannen und dabei ihren Reibach zu machen.
Das prägnanteste Beispiel für diesen Kult ist die Sendung: "Höhle der Löwen".
Da sitzen Leute, die haben ihr Geld damit gemacht andere um ihr Geld zu bringen und werden dafür gefeiert. Das sind die Idole unserer heutigen Gesellschaft. Die den Leuten Dinge zu überteuerten Preisen zu verkaufen, die sie eigentlich gar nicht brauchen, weil die Leute Dinge kaufen, um sich ein bisschen besser zu fühlen, weil sie eigentlich krank sind. Die Bedürfnisse, die sie haben, nicht gestillt werden können und man stattdessen kauft und sich dem Kommerz hingibt. Das häufig noch mehr, als es eigentlich dem eigenen Bankkonto gut täte.
Davon kann man halten, was man will, es ist die Realität.
Da kann es nicht wundern, dass Patienten glauben, man gehe irgendwo hin, verschaffe sich dort spezielle Kenntnisse, mit denen man dann wiederum woanders hinginge und glaubt dort bekomme man es dann für die Hälfte.
Man könnte es auch als eine Metakritik an einem System beschreiben, in dem alles nur noch dem Kommerz untergeordnet wird und sich auch das medizinische Betriebsfeld in einen reinen Umsatzgenerierungsmarkt verwandelt hat.
Es geht nur noch um scheinbar schnelle Erfolge, die sich regelmäßig, als mit Wasserfarbe gemalt herausstellen und darum, wer dem Patienten vermeintlich am Wenigsten zumutet, um sein Problem zu lösen.
Auch der Markt für das Thema CMD ist inzwischen ein selbst für Fachkundige undurchdringlicher geworden.
Jeder macht irgendetwas, jeder bietet etwas an. Ob es funktioniert erfährt man nicht. Hauptsache es bringt Geld.
Das Arzt-Patienten-Verhältnis entspricht immer häufiger dem eines Kunden, der glaubt ein konfektioniertes Produkt erwerben zu können, bei dem es vorrangig nur noch darum geht, wer bereit ist dieses zum billigsten Preis zu liefern.
Der Glaube, der allerorten geschürt wird, alle individuellen Dienstleistungen seien über den Preis vergleichbar, ist inzwischen Allgemeingut geworden.
Das funktioniert natürlich alles nicht, genauso wenig wie es bei der Deutschen Bahn nicht funktioniert, nicht bei der Rente, bei der Altenversorgung und bei der Bundeswehr.
Wir sind es inzwischen gewohnt damit zu leben, dass praktisch nichts mehr funktioniert. Nicht mal mehr die Post und schon gar nicht die Nachrichtenberichterstattung. Wir sind es gewohnt jeden Tag aufs Neue belogen zu werden. Die Halbwahrheiten und der Alltagsbetrug sind inzwischen Teil unseres Lebens geworden.
Deshalb glauben die Leute auch, dass es egal sei zu welchem Arzt man gehe und was der mache. Es müsse doch letztlich überall das Gleiche in der Einkaufstüte drin sein.
Dagegen kann man reden und versuchen zu argumentieren, aber irgendwann wird einem dann selbst der Hals zu trocken und man beginnt damit Patienten auszusortieren. Das was einem jeder "Lebensberater" versucht nahe zu bringen.
Sich nur noch um die zu kümmern, mit denen es Freude bringt zusammen zu arbeiten und sich immer schneller von denen zu trennen, die einem ungute Gefühle vermitteln.
Genau das machen wir zunehmend und wir wissen dabei natürlich, dass das für Patienten mit einer CMD das Ende einer möglichen Lösung sein könnte, denn auch diese Patienten merken irgendwann, nur dann eben zu spät, dass nicht in jeder Einkaufstüte, auf der CMD drauf steht, auch eine vernünftige Dienstleistung drin ist.
Was man nach inzwischen fast dreißigjähriger Tätigkeit im zahnärztlichen Bereich zu sagen vermag ist: Die konkrete zahnärztliche Arbeit macht nach wie vor Freude. Jedenfalls mit den Patienten von denen hier nicht die Rede ist.
Das Drumherum leider immer weniger.
Dabei sind es nicht nur die zunehmenden administrativen Anforderungen, die nerven.
Es sind leider häufig auch die Patienten selbst, die in wenigen, aber dafür dann wirklich belastenden Einzelfällen, glauben "Der Kunde sei König" und man kaufe hier eben nur ein Produkt und der Arzt ein Verkäufer seiner selbst.
So wie man bei Aldi den Einkaufskorb volllade, so gehe man eben beim Arzt ein bisschen Gesundheit einkaufen.
Und dabei überhaupt nicht mehr verstehen, dass ärztliche Dienstleistung ein ganz individuelles Produkt darstellen, die von Behandler zu Behandler ganz unterschiedlich ausfallen.
Bemerkbar wird das zunehmend daran, dass die Neigung sogenannte "Befundberichte" anzufordern, oder aber auch die Kopien der Behandlungsunterlagen, stetig steigt und offensichtlich von dem Glauben geprägt sind, man müsse dann mit diesen Unterlagen nur zu einem anderen Dienstleister gehen und der sei dann in der Lage in einen Katalog zu schauen und die Behandlung zu anderen Konditionen zu erbringen.
Der Eindruck, der beim Behandler verbleibt und auch zunehmend auch beim Personal, ist hingegen der, dass man sich innerlich immer schneller von diesen Fällen distanziert, weil man das Gefühl hat, eigentlich wolle der Patient etwas ganz anderes.
Und damit nimmt dann jede Liebesgeschichte, und sei sie noch so schön begonnen, ihren Anfang vom Ende, denn wenn der Arzt den Eindruck gewinnt, eigentlich wolle der Patient ja etwas anderes, dann erspart man sich eine mögliche Enttäuschung allein schon dadurch, indem man selbst die Distanzierung einleitet.
Das sind übrigens alles bekannte Phänomene, die einen psychologischen Hintergrund haben und dem Selbstschutz dienen.
Es wird ja heute viel darüber gesprochen, was der Patient so meint und denkt und empfindet und praktisch überhaupt nicht darüber, wie diese Dinge auf den Arzt und auch sein Team wirken. Das sind nämlich auch nur Menschen, was in der Diskussionen zumeist untergeht.
Denn, wie es die Werbung so schön sagt: Man kann Vieles kaufen, aber den wirklichen Einsatz eines Arztes für seinen Patienten, den kann man nicht kaufen. Egal, ob man kassen- oder privat versichert ist.
Es ist eine Frage der gegenseitigen Wertschätzung, die im Zweifelsfall darüber entscheidet, ob einem CMD Patienten Behandlung widerfährt oder aber der Gang in die Erwerbsunfähigkeit.
Dabei gehört es nach wie vor zu den unausrottbaren Halbwahrheiten der Arzt müsse einem helfen, vor allem dann, wenn es zum Beispiel um die eigene Erwerbsfähigkeit geht und möglicherweise um ein Leben voller Schmerzen und Beschwerden.
Nein! Kein Arzt muss einem Patienten helfen und es wäre an der Zeit, dass sich diese Erkenntnis wieder mehr durchsetzt.
So, wie ein Patient sich seinen Arzt aussucht, so hat auch der Arzt das Recht sich seine Patienten auszusuchen.
Das sind die ganz einfachen Dinge des Lebens, die heute in einer reinen Konsumgesellschaft nicht mehr gängiges Allgemeingut darstellen, weil es natürlich praktisch ist zu glauben, man selbst habe nur Rechte und der andere nur Pflichten.
Eines muss man sich auch klar machen: CMD Patienten werden nicht weniger, sondern aus dem in diesem BLOG beschriebenen Gründen, immer mehr. Was nicht bedeutet, dass die Betroffenen deshalb auch schlauer würden.
Der Glaube, mit der Bezahlung einer Rechnung sei es dann getan, der hat schlichtweg nicht verstanden, worum es bei Ärzten und übrigens auch im richtigen Leben häufig eben gerade nicht geht.
Ein Patient, der trotz erfolgreichen Bemühens immer nur zweifelt und den Eindruck vermittelt, eigentlich wolle er etwas anders und auch woanders hin, der sollte sich dann auch nicht wirklich wundern, dass der Arzt dann irgendwann, und das möglicherweise immer schneller, auf die "Reset-Taste" drückt und sich selbst aus dem Arzt-Patienten-Verhältnis verabschiedet.
Und genau das machen wir im CMD CENTRUM KIEL immer schneller und immer konsequenter.
Das ist zwar kein gutes Gefühl, aber es dauert dann wenigstens kürzer, als wenn man noch ein paar Behandlungssitzungen länger wartet, bis man merkt, dass es nicht mehr geht, denn erfahrungsgemäß nehmen diese Befindlichkeiten nicht ab, sondern mit zunehmender gemeinsamer Zeit zu.
Ganz selten kommt es sogar vor, dass die Patienten selbst merken, dass da ganz grundsätzlich auf der zwischenmenschlichen Ebene etwas schief gelaufen ist und noch seltener kommt es vor, dass man die Dinge dann noch einmal in die Spur bekommt.
Wie der Trend in der Sache ist?
Es wird nicht besser, sondern eher schlimmer und das ist auch nicht nur der Eindruck in dieser Praxis, sondern scheint ein gesamtgesellschaftliches Problem zu sein. Leute, die selbst im Kunden/Patientenkontakt stehen, bestätigen das hier geschriebene, bis hin zur innerlichen Kündigung, wie nennen es Distanzierung, denn wir wollen ja gerne mit denen weiter arbeiten, die unsere Arbeit zu schätzen wissen.
Diese Gesellschaft und das durchkommerzialisierte Profitsystem mit dem sie lebt, und um das sich alles nur noch und ausschließlich dreht, ist krank und deshalb werden viele Leute in diesem System immer kränker!
Zu diesem Thema könnte man noch viel schreiben. Ändern dürfte es nichts.
Gedanken darüber dürften sich erfahrungsgemäß zudem nur die machen, die gar nicht angesprochen sind und sich dennoch angesprochen fühlen.
Frohe Weihnachten!