Ein wirklich problematischer Fall einer jungen Patientin
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Der Fall ist hinreichend bekannt und er läuft im Sinne eines Deja Vu für den hiesigen Behandler wie in Zeitlupe ab.
Das Besondere des Falles: Die Patientin hat, auch auf Anraten des hiesigen Behandlers einen anderen Kollegen aufgesucht, als sich im Rahmen der Eingliederung des Aufbissbshelfs heraus stellte, dass die Unterkieferfrontzähne nicht belastbar sind, sprich, weh tun, wenn der Aufbissbehelf eingegliedert wird.
Die erste Reaktion des Kollegen, sehr verständlich in Hinblick auf das Alter der Patientin:
Eine Entzündung des Zahnnerven an einem kariesfreien und füllungsfreien 'Unterkieferfrontzahnes: Kann nicht sein.
Nachdem die Patientin dort ihr Problem schilderte und zudem ein hier erstelltes Röntgenbild vorlegte, änderte sich die Erkenntnislage: Es muss eine Wurzelkanalbehandlung durchgeführt werden.
Das wurde sie dann auch und seit mehreren Monaten versucht der Behandler nun mit der Behandlung des Zahnnerven die Nichtbelastbarkeit der Unterkieferfrontzähne in diesem Bereich zu beseitigen.
Bisheriges Ergebnis: Die Beschwerden verschwinden nicht.
Nun hat sich der Behandler entschlossen die Patientin an eine renommierte Kieler Kieferchirurgiepraxis zu vermitteln, die an diesem Zahn eine Wurzelspitzenresektion durchführen soll.
Die Befürchtung, die besteht ist die, dass die Beschwerden der Patientin auch danach nicht verschwinden werden. Warum man das befürchtet?
Weil wir das alles schon selbst erlebt haben.
Und was dann?
Dann geht das Spekulieren und Suchen los und folgende Überlegung.
Wenn es schon keinen nachvollziehbaren Grund dafür gab, dass dieser Zahn eine Wurzelentzündung aufwies, wer will dann ausschließen, dass die daneben liegenden Zähne nicht auch eine Entzündung der Zahnnerven aufweisen?
Und wie viele?
Wenn es nun möglich wäre diese Entzündungen objektiv nachzuweisen, wäre das ja gar kein Problem. Diese objektiven Untersuchungsmethoden gibt es aber nicht.
Also bleibt einem am Ende gar nichts anderes übrig, als in den Zahn hinein zu bohren, den Nerv herauszuholen und zu beten, dass danach Ruhe einkehrt.
Und wenn nicht?
Dann wird nach der Wurzelspitzenresektion der erste Unterkieferfrontzahn entfernt.
Problem: Es gibt kein Implantat, das so dünn ist, dass man es anstelle eines Unterkieferfrontzahnes implantieren könnte.
Also muss man zwei Unterkieferfrontzähne entfernen.
Dann bekommt man aber nur ein Implantat inseriert. Das sieht schlecht aus.
Man müsste also mindestens drei Unterkieferfrontzähne entfernen um zwei dünne Implantate zu setzen und wenn man diesen Gedanken hat, dann sollte man besser gleich vier Unterkieferfrontzähne entfernen um zwei Implantate setzen zu können, mit der man dann wenigstens noch eine halbwegs ästhetische Brückenversorgung im Unterkieferfrontzahnbereich hinbekommt.
Allein, wenn man das nur liest sträuben sich einen die Nackenhaare und doch ist genau das die Realität.
Wenn man nicht der Patientin irgendwann auf diesem Ablaufplan mitteilt, das müsse ein psychosomatisches Problem sein, oder aber man habe leider keine Behandlungstermine mehr und die Patientin dann von Arzt zu Arzt geschoben wird.
Ein derartiger Ablauf ist äußerst selten, aber es gibt ihn und wer so etwas noch nicht erlebt hat, dem ist etwas erspart geblieben. Wir haben das schon erlebt und sehen jetzt, wie ein anderer Zahnarzt betroffen ist und genau das Gleiche macht, was wir bisher gemacht haben. Allerdings wird die Patientin jetzt von einem Kieferchirurgen wurzelspitzenresiziert.
Hoffen wir das Beste!
Das Problem wird ja erst dann zum richtigen Problem, wenn die Beschwerden nach dem endochirurgischen Eingriff nicht aufhören.
Ehrlicherweise muss man sagen ist das Thema: Diagnose einer CMD nach wie vor auf Eis gelegt, weil die Patientin den Aufbissbehelf wegen der starken Schmerzhaftigkeit in regio 42, 41 nicht tragen kann.