Eine ungeplante Fahrt mit dem Elektroroller durch Kiel
Nun kam es gleich doppelt.
Der neu angemeldete Patient ist gar nicht erst gekommen.
Das ist inzwischen, oftmals leider der Standard.
Einer der Gründe, warum wir nicht bereit sind Patienten zu ermöglichen sich online selbst Termine zu vergeben, wie das heute en vogue ist.
Der zweite Patient hat kurzfristig seinen Termin abgesagt. Er schaffe es nicht.
Kommt vor, gab es auch früher schon.
Also wurde die Zeit genutzt mit einem Elektroroller zum Exerzierplatz zu fahren und ein dortiges Fotogeschäft aufzusuchen, um drei DIN-A-4-Abzüge eines bestimmten Fotos anfertigen zu lassen.
Eindrucksvoll, wenn man an einem Dienstagvormittag um 11:00 mit einem Elektroroller durch Kiel fährt.
Man kann den schleichenden Niedergang, den viele von uns erleben müssen, regelrecht mit Händen greifen.
Das aufgesuchte Geschäft, noch vor Corona ein Hotspot im Bereich der Fotografie, hat sich zu einem Laden mit einem sehr stark reduzierten Angebot entwickelt. Dafür mag es viele Gründe geben, aber um die geht es hier nicht.
Es ist das, war man täglich erleben muss, egal ob es um Handwerker, Ärzte, oder hier um ein ehemals florierendes Fotogeschäft geht.
Die Kieler Innenstadt, ehemals ein Hort des Trubels ist im Elend versunken. Ganze Ladenpassagen stehen leer. Dabei hatte man noch in den vergangenen Jahre Millionen investiert, um ein Klein-Venedig zu installieren. Die Innenstadt sollte zu einem Besuchermagnet mit Gastronomie werden. Wer dabei gerne auf leere ehemalige Kaufhäuser blickt: Herzlich Willkommen.
Auch das Hotelangebot in der Kieler Innenstadt hat in einem Maße aufgestockt, wie man sich das früher, als Kiel noch florierte, oftmals gewünscht hätte.
Nur, dass es halt in der Kieler Innenstadt nichts mehr zu sehen gibt.
War es früher das Ziel rot-grüner-Phantasien den Autoverkehr aus der Innenstadt zu vertreiben, hat sich dieser Traum inzwischen erfüllt.
Niemand fährt in Kiel mehr mit dem Auto in die Innenstadt, denn dort gibt es keine Geschäfte mehr, die man aufsuchen könnte.
Die Menschen, die einem heute auf der kurzen Fahrt begegnen, sehen nicht so aus, als wenn sie auf der Sonnenseite des Lebens stehen würden.
Nun kann es sein, dass die Menschen, die man eigentlich erwarten würde, alle emsig in ihren Büros sitzen und arbeiten.
Vielleicht ist es so, aber so richtig glauben mag man es auch nicht.
All das scheint der Abgesang auf eine Zeit zu sein, an der aus damaliger Sicht vielen vieles als kritikwürdig erschien, heute hingegen vielen als Traum einer verheißenen Zukunft erscheint, die nicht kommen wird, auch wenn sich viele das über alles wünschen würden.
Vielleicht hat man den Menschen, seitens der politischen Kaste, in kurzer Zeit doch einfach zu viel zugemutet und müsste sich nun selbstkritisch eingestehen, dass das große Experiment der Transformation einer ganzen Gesellschaft grandios gescheitert ist.
Stattdessen erfahren wir, dass man Leuten wie Ihnen und mir nur noch besser erklären müsste, was wir offensichtlich nicht zu verstehen in der Lage sind.
Letzten Endes erzählen wir den Interessierten hier, dass sich auch in unserem Tätigkeitsgebiet die Dinge genauso entwickeln, wie wir das in allen anderen Bereichen der Wirtschaft und der Gesellschaft erleben müssen, ohne dagegen irgendetwas tun zu können.