Kieler Patient zur Kontrolle der Okklusion
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An diesem Patientenfall vermag man gut zu erklären, was der Sinn der Einstellung der Bisslage mittels Laborgefertigter Dauerprovisorien überhaupt bezwecken soll.
Man stellt, nach den verfügbaren Kriterien des okklusalen Wissens einen Biss ein, um dann zu prüfen, ob und wie der Patient mit seinem neuen, das heißt, funktionstherpapeutisch optimierten Bissverhältnissen klarkommt.
Per se erst einmal gut.
Aber, es bestehen noch Vorkontakte in der Front, die heute korrigiert wurden.
Dann beschreibt der Patient ein Phänomen, das man selten zu hören bekommt, aber doch immer mal wieder auftritt und daher bekannt ist.
Bei starken Druckbelastungen reagieren einige Seitenzähne empfindlich!
Nicht schmerzhaft, aber eben empfindlich.
Das kan un mehrere Ursachen haben, mit ganz unterschiedlichen Konsequenzen.
Zum einen kann die Ursache in einer gut durchgeführten parodontalen Vorbehandlung liegen. Das scheint hier nicht der Fall zu sein. Die parodontalen Verhältnisse sind topp.
Dann kann es eine etwas übermotivierte Interdentalraumpflege sein. das heißt, der Patient putzt so emsig, dass es den Zähnen schon zu viel wird. Kann man hier nicht ganz ausschließen.
Dann kann es sein, dass Zahnnerven entzündlich sind, im Sinne einer Chronischen Pulpitis. Problem: Klinisch kaum zu greifen und radiologisch übrigens auch nicht. Es wird ein Übersichtsröntgenbild erstellt, aus dem sich diesbezüglich nichts Auffälliges ergibt, was aber eben auch nicht beweist, dass es trotzdem so sein könnte.
Letzte Variante: Kommt immer mal wieder vor, dass man den Eindruck hat, diese Beschwerden resultieren aus der elastischen Verformbarkeit des eingesetzten Kunststoffmaterials der Dauerprovisorien. Derartige Fälle kommen vor, bei denen dieses Missempfinden auf einmal verschwindet, wenn am Ende die definitiven zahntechnischen Versorgungen aus Metall oder Keramik eingegliedert wird.
Wichtig ist, alles diese möglichen Ursachen der geäußerten Missempfindungen in seinen Überlegungen zu berücksichtigen und sich darüber klar zu sein, was jeweils passiert, egal für welche der möglichen Ursachen man sich als Behandler in der weiteren Vorgehensweise dann, zusammen mit dem Patienten entscheidet.
Besonders schwierig wird die Entscheidung in Richtung der Annahme, dass es sich hierbei um Chronische Pulpitiden handeln könnte. Denn diese Entscheidung ist immer mit der Durchführung irreversibler Wurzelkanalbehandlungen verbunden. Automatisch mit der zumindest partiellen Zerstörung gerade mühsam eingestellter Okklusionsflächen und der jeder Wurzelkanalbehandlung inne liegenden Gefahr, dass diese immer den Versuch darstellt einen Zahn zu erhalten, was aber eben auch nicht immer gelingt und am Ende sogar zur Entfernung des Zahnes führen kann, verbunden mit neuem therapeutischen Aufwand, zumeist in Form dann zu inserierender Implantate.
Deshalb muss man sehr gut, und das nur zusammen mit dem Patienten, beraten und am Ende gemeinsam entscheiden, was wohl der beste Weg im jeweiligen Fall sein könnte.
Und wenn man sich nun gar nicht sicher ist, dann sollte man den Patienten auch auf den Gedanken bringen, dass es vielleicht besser sei mit diesen Missempfindungen zu leben und zu hoffen, dass diese verschwinden, als zu glauben, man müsse nur genügend Aktionismus betreiben und damit ließen sich dann zwangsläufig und irgendwann alle Probleme lösen, die der Patient beschreibt.
Vorgehensweise hier?
- Prüfung der parodontalen Verhältnisse: Seh3eh sehr gut aus, reizfrei.
- Besprechung der interdentalen Hygienetätigkeit: Möglicherweise macht der Patient zu viel
- Okklusale Vorkontakte, nach Überprüfung der Okklusion in der Front beseitig.
- Erstellung eines OPG zur Klärung erkennbarer Entzündungen an den Zahnwurzeln: Ohne Ergebnis
- Aufklärung des Patienten über das oben beschriebene
- Widervorstellung in ca. vier Wochen, oder nach Maßgabe des Patienten zur Reevaluation.
Das ist das Zauberwort: Reevaluation!
Und danach entscheidet man dann gemeinsam die weitere Vorgehensweise, unter all den oben genannten Aspekten.