Patient aus der Region Ostholstein mit einem Problem
11266
Ganz schwierige Behandlung und ganz schwierige Umstände.
Es gibt Umständen bei denen hängt von einem einzigen Zahn eine ganze mögliche weitere Krankengeschichte ab.
So ist es hier.
Dieser Patient wurde in der Vergangenheit sehr umfangreich rekonstruiert und alles schien vollkommen problemlos zu laufen. Hinzu kommt, dass der Patient pünktlich alle drei Monate zum Recall erscheint, so dass man sehr gut abzuschätzen vermag, wie lange Dinge benötigen, um sich zu entwickeln.
Insofern brach geradezu ungläubiges Staunen aus, als ich beim letzten Recalltermin eine deutlich erkennbare und schwere Karies am Zahn 32 erkannt werden musste.
Das Problem der Unterkieferfrontzähne besteht prinzipiell darin, dass wenn ein Zahn verloren geht, es nicht möglich ist, dort ein Implantat zusetzen, weil es schlichtweg keine Implantate gibt, die so dünn sind, dass man sie in die Lücke eines fehlenden Unterkieferfrontzahmes einsetzen könnte.
Auf der anderen Seite sind Unterkieferfrontzähne von einer derart schwachen prothetischen Wertigkeit, dass man auch nicht sinnvoll einfach eine Brückenversorgung auf zwei benachbart stehenden Unterkieferfrontzähnen installieren könnte.
Von daher ist man unglaublich bemüht einen Unterkieferfrontzahn zu erhalten. Das haben wir heute auch getan und dabei festgestellt, dass der Nerv dieses Zahn schon von längerer Zeit abgestorben sein muss, denn der Wurzelkanal war obliteriert, und deshalb hatte der Patient auch keine Schmerzen, obwohl der Zahn stark kariös war, aber in der Vergangenheit eben schon langsam abgestorben sein muss.
Nachdem der Zahn durch einen Titanstift verstärkt wurde, konnte dann eine neue Präparation für eine neue Kronen Versorgung erbracht werden, was nachfolgend zu einer neuen Kronenversorgung führen wird
Gleichzeitig musste man registrieren, dass der direkt daneben liegende Zahn 33 ebenfalls bereits eine deutliche Karies aufwies, die aber noch mit einer plastischen Kunststofffüllungen versorgt werden konnte.
Da der Patient eine gute Mundhygiene zeigt, zu dem alle drei Monate in einer professionellen Nachsorgetherapie geführt wird, kommt natürlich die Frage auf, warum es dann zu dieser massiven Kariesbildung, innerhalb von drei Monaten gekommen ist.
Die Antwort ist dabei ebenso überraschend wie einfach.
Der Patient erklärt, dass wenn er morgens aufwache, er immer einen trockenen Mund habe. Das kann tatsächlich ein großes Problem darstellen, wenn Patienten, entweder medikamentenbedingt, oder eben auch bedingt durch das Alter, auf einmal darüber klagen, dass sie häufig einen trockenen Mund hätten.
Das Problem besteht darin, dass die Zähne normalerweise vom Speiche umspült und umflossen werden.
Dabei hat der Speicher die Funktion den Zahn vor kariösen Angriffen zu schützen. Das bedeutet wiederum, wenn ein Patient zu wenig oder keinen Speichel mehr bildet, dann sind diese trockenen Zähne umso mehr kariösen Angriffen ausgesetzt.
Das aller größte Problem besteht aber darin, dass es praktisch keine Möglichkeit gibt dieses Problem des reduzierten Speichelfluss therapeutisch zu lösen.
Wenn ein Patient Medikamente nimmt, die diesen Zustand verursachen, hat man noch einen Ansatzpunkt. Wenn der reduzierte Speichelfluss altersbedingt ist, dann hat man ein Problem und im schlimmsten Fall muss man dann aus jeder Teilkrone eine Vollkrone machen, weil diese den Zahn bis unten zum Zahnfleisch hin abschließt, und damit die Gefahr minimiert, dass freiliegende Zahnoberflächen austrocknen und kariös werden können.
Wenn man so will erfordert eine derartige Hyposalivation also genau das Gegenteil von dem, was man sonst gerne macht. Nämlich möglichst viel des eigenen Zahnes zu erhalten und möglichst wenig zu überkronen.
Ändern sich diese Bedingungen wird auf einmal ungünstig, was gestern noch als sehr günstig erschien.