Patient aus Rheinland Pfalz reist ab
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Der Patient reist ab.
Die extremen Verspannungen im Kieferbereich sind verschwunden.
Der Patient beklagt weiterhin Beschwerden im Halsbereich, bei denen nach wie vor nicht klar ist, ob diese Beschwerden etwas mit den Störungen der Okklusion zu tun haben.
Der Patient gibt trotz der oben genannten Situation nun den Beschwerdelvel mit 4-5 an. Gestern ware es bei exakt gleicher Situation 2-3.
Ausgehend von einem Beschwerdelvel von 8-10 ist das immer noch ein sehr guter Erfolg. Der Patient hat aber die Vorstellung alle seine Beschwerden müssten unter Einsatz des Aufbissbehelfs vollkommen verschwinden.
Wie immer in diesen Fällen, hat sich gestern im Rahmen der Beratungen herausgestellt, dass die notwendige zahnärztliche Funktionstherapie, bei der hier vorliegenden dysgnathen Bisssituation, mit erhebliche Kosten verbunden ist. Kosten, die, so muss man vermuten, nicht in die aktuelle Lebenssituation des Patienten passen. Selbst eine Begleitung mit einem Aufbissbehelf in einem 4 Wochen Takt ist angesichts der Entfernung auf Dauer nicht realistisch.
Die Frage, in wie weit der Versicherungstatus des Patienten, der die Behandlung einer CMD ausschließt und die aktuelle vorliegende Arbeitslosigkeit, verbunden mit einer ungewissen Aussicht auf dauerhaftes Einkommen, die Einschätzungen des Patienten beeinflusst, können wir nicht klären.
Dass es hier Zusammenhänge gibt, ist jedem klar, der im Leben steht.
Die Vorstellung, mit der Eingliederung eines sicherlich sehr spezialiserten Aufbissbehelfs müssten alle Beschwerden, sozusagen über Nacht verschwinden und dann sei der Aufbissbehelf auch noch gleich die therapeutische Lösung können wir leider nicht erfüllen.
Gemessen an der 30% Vorgabe, die in der Chronischen Schmerzmedizin als guter Behandlungserfolg gewertet werden, sind wir in diesem Fall in kürzester Zeit hinweg gekommen.
Selbst wenn man von der aktuell angegebenen Beschwerdesituation ausgeht, die zu einer Reduktion von 8-10 auf 4-5 geführt hat, sind das 50% Beschwerdeminderung.
Man kann schwer in Worte fassen, was einem bei derartigen Fällen durch den Kopf geht, wenn man versucht sich in den Patienten hinein zu versetzen.
Ein Patient mit derartigen Beschwerden wird alles tun, was ihm möglich ist, um seine Beschwerden zu lindern. Selbst weiteste Wege werden in Kauf genommen.
Nun erlebt der Patient schon wenige Stunden nach Eingliederung des Aufbissbshelfs, und auch dieser Patient hatte schon mehrere erfolglose Aufbissbehelfe im Vorfeld, dass sich seine Beschwerdesituation innerhalb kürzester Zeit drastisch verbessert.
Das muss dann schon wie eine kleines Wunder wirken.
Und wenn schon ein kleines Wunder in derart kurzer Zeit möglich ist, warum sollte dann nicht auch ein großes Wunder möglich sein und mit einem Fingerschnipp könnten dann doch auch alle seine Beschwerden weg sein und das auch noch auf Dauer.
So ähnlich muss das ablaufen und so ähnlich muss es auch zu verstehen sein, dass der Patient enttäuscht ist, wenn er erfährt, dass hier eben nicht gezaubert wird, sondern nach der aufwändigen Diagnostik eine noch wesentlich aufwändigere Therapie durchgeführt werden muss, um dem Wunsch des Patienten nach dauerhafter Beschwerdelinderung/beseitigung zu entsprechen.
Was der Patient nun aus dieser Kenntnis macht, wird man sehen. Der Aufbissbshelf sitzt nach wie vor stabil, der Patient ist instruiert.
Mehr kann man in derartigen Fällen machen, jedenfalls nicht zur Zeit. Zumindest kann man aber sagen, dass die extremen Kieferschmerzen/verspannungen Folge der hier vorliegenden Störungen der Okklusion darstellen.