Rekonstruierte CMD Patientin aus der Region Rendsburg zur weiteren Behandlungsplanung

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Die lieben Bekannten wissen es natürlich wieder einmal besser.

Warum man denn bei der Patientin nicht einfach etwas Knochenmasse aufspritzt und zwei Implantate setzt?

Wenn es so einfach wäre, dann würden wir es machen.

Nur leider gibt es keine Knochenmasse, die man schnell mal irgendwohin spritzt und zweitens ist es schon unter normalen Umständen immer schwierig im Bereich des Austritts des nervus mentalis zu operieren.

Warum?

Weil hier der Nervenast den Unterkiefer verlässt, der die Unterlippe versorgt.

Und wenn dieser Nerv beschädigt ist, dann gibt es ein wirkliches Problem. Zumindest für den Patienten, denn der hat danach lebenslang kein Gefühl mehr in der Unterlippe.

Es sind diese bedauernswerten Geschöpfe, denen dann beim Sektempfang der Sekt aus dem Mundwinkel heraus labbert.

Ehrlicherweise muss man aber sagen, gehen diese Leute dann nicht mehr zu solchen events, um sich diese Peinlichkeit zu ersparen.

Wir wollen der Patientin ersparen den Rest ihres Lebens mit einem tauben Gefühl in der Unterlippe herum zu laufen und verzichten daher neue Implantate in der Region 45 und 46 zumal der Knochen hier, entzündungsbedingt so stark abgebaut ist, dass bis zum Nerv vielleicht einmal 2 bis 3 Millimeter Knochensubstanz zur Verfügung steht. Da kriegt man nicht mal mit gutem Willen ein 9 Millimeter langes Implantat rein, auch wenn man noch sehr möchte.

Vertikale Knochenaufbauten, zwischen zahnlückenbegrenzenden Zähnen, kommen vielleicht in Grimms Märchen vor, aber nicht in der Realität.

Das wissen natürlich diejenigen nicht, die der Meinung sind, da nähme man dann einfach mal schnell Knochen aus dem Beckenkamm heraus und schon läge der zum Implantieren notwendige Knochen auf einmal in der gewünschten Stärke vor.

Beckenkammaufbauten, sind im Unterkiefer die ultima ratio, also dann, wenn absolut nichts mehr geht und die enden häufig nicht nur mit dem Spruch: Patient kann wieder beißen, aber nicht mehr laufen.

Für eine Indikation wie diese ist aber ein Knochentransplantat denkbar ungeeignet, denn man bekommt das Operationsgebiet, bedingt durch die parodontal vorgeschädigten Nachbarzähne einfach nicht dicht. Und wenn man das nicht hinbekommt, entzündet sich das Knochenaugmentat und dann sieht es genauso aus, wie vor dem Eingriff.

Man sollte sich gelegentlich vor Augen halten, dass Implantate kein Selbstzweck sind, sondern bevorzugt dann zum Einsatz kommen, wenn es keine sinnvollen Alternativen mehr gibt.

Aber, wie heißt es so schön: Wer einen neuen Hammer gekauft hat sieht in allem einen Nagel!

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