Rekonstruierte CMD Patientin aus Flensburg mit Keramikbruch
11999
Der Patientin geht es gut und doch geht im Laufe der Jahre die eine oder andere Keramik zu Bruch und muss erneuert werden.
Die Patientin sieht das relativ locker, jedenfalls alles besser, als mit den alten Beschwerden morgens wieder aufzuwachen.
Auch in diesem Fall ist es einmal interessant sich das Thema Statistik anzuschauen.
Die Patientin ist ziemlich genau auf den Tag seit 10 Jahren mit 28 vollkeramischen Restaurationen versorgt.
Nach 10 Jahren geht inzwischen die 9 vollkeramische Versorgung kaputt.
Das sind nach 10 Jahren Versorgung dann 30% der Erstversorgung.
Statistisch gesehen ist eine Verlustquote in den ersten beiden Jahren von 10 bis 15% normal.
Würde in diesem Fall bedeuten etwas mehr als 4 Frakturen in den ersten beiden Versorgungsjahren sind Standard.
Gemessen an einer Versorgungszeit von 2 Jahren liegen wir also nach 10 Jahren ca doppelt so hoch, als das, was nach 2 Jahren statistisch als statistischer Normalzustand gilt.
Über die ersten zwei Jahre hinaus, und vor allem über einen Zeitraum von 10 Jahren der Versorgung gibt es keine belastbaren Zahlen!
Faktenlage ist hingegen, dass die Patientin seit annähernd 12 Jahren praktisch beschwerdefrei ist. Das war sie schon vor Beginn der restaurativen Phase mit Aufbissbehelfen.
Anders herum: Die funktionelle Einstellung der Bisslage ist ein Erfolg, auch noch nach 10 Jahren.
Man kann zu den Zahlen nur schwer etwas sagen. Rein gefühlt erscheint die Frakturquote eher am oberen Ende dessen, was man in langjähriger Praxis erlebt.
Korrekterweise gehört aber eben auch zur Bewertung, dass es sich um eine schwere CMD-Patientin handelt und nicht um einen zahnärztlichen Durchschnittsfall.
Für CMD Patienten existieren aber keine statistischen Zahlen bzgl. der zu erwartenden Frakturquoten.
Das Einzige, was man noch sagen könnte, dass die Patientin sehr hartes Brot und hier vor allem die Krusten liebt und man aus substanzschonenden Gründen mit vollkeramischen Teilkronen arbeitet, solange das noch möglich ist, bevor man irgendwann auf metallarmierte verblendkeramische Kronen umsteigt, denn das Interessante ist auch in diesem Fall, dass selbst wenn eine derartige Versorgung nach 10 Jahren frakturiert, etwas nachpräpariert wird, um dann eine neue vollkeramische Teilkrone "aufzukleben".
Man kann das nicht beliebig oft machen, aber eben doch häufig, so dass es in jedem Falle möglich sein wird die eigene Zahnsubstanz der Patientin bis weit in Richtung Lebensende zu erhalten.
Derartige Betrachtungen sind natürlich nur möglich, wenn Patienten langjährig in Behandlung bleiben.
Wir führen keine Statistiken, aber viele Patienten haben in 10 Versorgungsjahren 2 oder 3 Kermikfrakturen und bei Patienten mit metallarmierten Verblendkeramikkronen haben wir Patienten in Behandlung, die seit über 20 Jahren die Versorgungen im Munde tragen, ohne jede Fraktur.
Die Quintessenz ist einfach die, dass man mit zahnsubstanzschonenden Vollkeramiken auch das Risiko höherer Frakturquoten "mitkauft". Dafür muss man aber eben weniger vom eigenen Zahn opfern.
Auch hier gilt: Man kann alles machen, wenn man es mit dem Patienten vorher besprochen hat.
Die allermeisten Patienten entscheiden sich dabei für den Weg der Zahnsubstanzschonung, der adhäsiven Vollkeramikversorgung und dem damit verbundenen höheren Frakturrisiko.
Gleichsam dürfte ein vollkeramisch teilversorgter Zahn tendenziell länger halten, als ein metallkeramisch vollversorgter Zahn, auch wenn dieser öfter mit einer neuen zahntechnischen Restauration versorgt wurde, die wegen einer Keramikfraktur erneuert werden muss.
Das Problem scheint hierbei die Verklebung zwischen Vollkeramik und Zahn zu sein, die sich unter Belastung, im Laufe der Jahre langsam ablöst.
Ganz gefährlich sind hierbei dann sogenannte "Plombenzieher."
Da sind wir dann bei einem Kieler Patienten, bei dem innerhalb von sechs Jahren zu 5 Frakturen bei 20 versorgten Zähnen kam, wobei hier noch zu berpcksichtigen war, dass der Patient ein Liebhaber sogenannter "Plombenzieher" war, was allerdings Niemandem bekannt war.
Dann erinnern wir uns an eine etwas sonderliche Patientin aus Kiel, die hier einen Riesenaufstand veranstaltet hat, weil nach 8 Jahren die dritte von 28 Vollkeramiken frakturiert war. Also noch nicht einmal die Anzahl, die schon nach 2 Jahren rein statistisch hätte frakturieren dürfen.
Nun muss man der Vollständigkeit halber dazu sagen, dass es auch Versorgungen gibt, wie die einer Patientin aus Oldenburg in Nds.bei denen auch nach Jahren keine einzige vollkeramische Versorgung frakturiert. Oder einem Patienten aus Kiel.
Dann gibt es Patienten mit metallkeramischen Restaurationen, die seit über 20 Jahren mit ihren Kronen untewrwegs sind.
Was man letztendlich sagen kann: Verklebte, zahnsubstanzschonende Vollkeramiken sind per se frakturgefährdeter, als metallische oder verblendkeramische Restaurationen.
Innovation hin, Innovation her. Der Trend geht eindeutig hin zur substanzschonenenden vollkeramischen Versorgung, aber man sollte schon wissen, dass es eben nicht alles Gute zugleich geben kann.
Vollkeramiken sind auch heute noch empfindlicher als konventionell zementierte old school Versorgungen und daran wird sich auch nichts ändern, weil der Klebeverbund zwischen Vollkeramik und Zahn immer das Problem bleiben wird.
Letzten Endes kann man froh sein, wenn die Keramik bricht, denn noch schlimmer wäre es, wenn sich der Klebeverbund partiell lösen würde, und es unter der unzerbrechlichen Keramik dann so lange unerkannt vor sich hin gammelt, bis der Patient irgendwann merkt, dass da etwas nicht stimmt und der Zahn geschädigt ist.