Rekonstruierter CMD Patient aus Schleswig zur Besprechung
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Manchmal fühlt man sich auch als Behandler wirklich schwerer CMD Fälle überfordert. So ist es in diesem Fall, bei dem es offensichtlich viele Aspekte und Probleme einer langjährigen Beziehung gibt, die zumindest zahnärztlicherseits nicht zu lösen sind.
Es kommt zu einem fast 45 Minuten währenden Gespräch, das den Behandler ratlos zurück lässt.
Der Patient erklärt: Was seine zahnärztlichen Probleme betrifft, mit denen er gekommen sei, gehe es ihm sehr gut.
Der nächste Angehörige behauptet genau das Gegenteil.
Ob die dort beschriebenen Probleme aber überhaupt körperlicher Natur sind kann von zahnärztlicher Seite nicht geklärt werden.
Dabei war von Beginn an klar, dass wir in der Lage sind zahnärztlich-funktionelle Beschwerden zu lösen, aber keine Probleme, die das Alter, der Verlust einer beruflichen Tätigkeit und die Zunahme allgemeiner gesundheitlicher Beschwerden im Alter mit sich bringt.
Das allerdings sind alles Probleme, die mit der zunehmenden Überalterung der Bevölkerung immer mehr an Gewicht zulegen werden.
Was es für den Einzelnen und damit auch für die Beziehungen untereinander bewirkt, wenn Menschen ihre Funktion, beispielsweise durch Berufstätigkeit verlieren. Damit Ihren Sinn in ihrem Leben und gegebenenfalls auch das Selbstwertgefühl, das sie daraus bezogen haben, das kann man als Arzt vermuten. Nur zu lösen sind diese Dinge durch ärztliche Behandlungen nicht.
Insofern liegen die Ratgeber schon richtig, die empfehlen den Ausstieg aus dem Berufsleben mindestens 10 Jahre vorher zu planen und sich mit der Frage zu beschäftigen, was nach dem Berufsleben kommt und wodurch sich dann der Sinn eines selbstbestimmten Lebens ergeben könnte.
Gleichsam erklären dieselben Ratgeber, dass das leider nur so gut wie Niemand tun würde.
Der Verfasser des hiesigen BLOGS macht allerdings genau das. Beschäftigt sich mit der Frage, was nach der Tätigkeit als CMD Spezialist kommen könnte, und...
hat darauf keine wirklich Antwort, außer der, dass er erst mal mindestens bis 70 weiter arbeiten will, weil er gar nicht wüsste, was er den ganzen Tag machen sollte.
Dabei ist genauso klar, dass diese Alterstätigkeit nicht mehr in Art und Umfang der heutigen Tätigkeit entsprechen wird.
Man wird zunehmend mehr darauf achten müssen sich weniger mit "toxischen" Patienten zu befassen, die glauben alle Probleme ihres Lebens hingen einzig und allein mit ihre Biss zsammen. Das sind zwar nur wenige, aber die machen richtig Arbeit und vor allem den sogenannten Dystress.
Was für uns nun neu ist, dass Angehörige die Erwartung haben, man sei gleichsam mit der Einstellung einer Okklusion in der Lage, sozusagen alle Probleme des Lebens zu lösen, nur weil man für sich selbst beschlossen hat, das müsse doch der Kausalzusammenhang sein, den es hier zu lösen gäbe, und schon sei das gemeinsame Leben wieder ein lebenswertes.
Das sind wir aber nicht. Wir sind in der Lage Beschwerdebilder abzuklären und therapeutisch zu beseitigen oder mindestens zu lindern.
Wir sind aber nicht in der Lage Beziehungsprobleme zu lösen, die möglicherweise darauf beruhen, dass sich im Alter bestimmte Wesenszüge verstärken, mit denen man noch klar gekommen ist, solange beide Partner gearbeitet haben, aber eben nicht mehr klar kommt, wenn man sich jeden Tag praktisch auf der Pelle hängt, weil man nichts mehr zu tun hat.